Schild aus Israel mit den beiden biblischen Weinträgern © Wikicommons/ Creative Commons 4.0 International
Schild aus Israel mit den biblischen Weinträgern

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Gießen hatte am 20. September in der Kongresshalle in Gießen zu einer Weinverkostung israelischer Weine eingeladen. Eingebettet wurde die Weinprobe in einen interessanten und anekdotenreichen Vortrag von der Historikerin Dr. Susanne Urban zu “Wein- und Judentum”. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit ausgewählte israelische Weine zu genießen. Die Veranstaltung war auf 20 Teilnehmende ausgelegt und komplett ausgebucht. Neben Mitgliedern der DIG AG Gießen haben Weinkenner*innen und Interessierte an der Veranstaltung teilgenommen.


Israelischer Weinhandel © National Photo Collection, Israel
Israelischer Weinhandel © National Photo Collection, Israel

Vortrag “Wein und Judentum” – Dr. Susanne Urban

“Besehn wir, ob der Rebstock treibt …” Notizen zu Jüdischem und Wein

Was unterscheidet koscheren von nichtkoscherem Wein? Was steht in Thora und Talmud oder den Psalmen zu Wein? Wie gestaltet sich der Segen über den Wein anlässlich jüdischer Feiertage oder am Schabbat? Wieso werden an Pessach vier Glas Wein getrunken und an Purim noch viel mehr? Und wieso ist ein Ursprung des Weinbaus ist im Nahen Osten vor rund 4000 Jahren zu suchen. Zeugnisse für die Wertschätzung des Rebensaftes gibt es vom Hohelied Salomos über Heinrich Heine bis zu Kurt Tucholsky – und all dies wird illustrativ in dem Vortrag gestreift werden.


Einen ebenso schönen Anklang wie die Ausführungen Dr. Susanne Urbans fanden beim Publikum die parallel zur Verkostung dargebotenen israelischen Weine, berichtet hocherfreut der Vorsitzende der DIG AG Gießen, Joachim Fontana: “Zur Begrüßung servierten wir einen hochwertigen israelischen Schaumwein, der nach der traditionellen Champagner-Methode gefertigt worden ist. Des Weiteren konnten unsere Gäste eine feine weiße und eine rote Cuvée probieren, die sich jeweils hervorragend als Speisenbegleiter auch der gehobenen Küche eignen.” Höhepunkte in der zweiten Abendhälfte waren ein reinsortiger Merlot aus der Reihe “Yarden” der Golan Heights Winery sowie ein ebenfalls reinsortiger Cabernet-Sauvignon, die “Secret Reserve” der Shiloh Winery. Den bereits zugänglichen Weinen war anzumerken, wie die Qualität auf dem Wege der Ertragsreduktion im Weinberg und durch die spätere Veredelung im Holzfass gezielt gesteigert worden war. Zugleich wurde deutlich, dass sie weiteres Lager- und Reifepotenzial besitzen und ihren geschmacklichen Höhepunkt erst in ein paar Jahren erreichen werden.

 Zum Vortrag wie zum Wein gab es interessierte Fragen und insgesamt sehr positive Rückmeldungen, so Vorsitzender Fontana. Man freue sich angesichts der Reaktionen der Gäste schon jetzt darauf, das Thema Wein in naher Zukunft in der einen oder anderen Form erneut auf die Tagesordnung zu setzen.

Le Chaim!
Der hebräische Trinkspruch L’Chaim, Lechajim oder Lachaim bedeutet übersetzt “Auf das Leben!”


Einige Basisinformationen zu den Weinen, die parallel zum Vortrag verkostet wurden, haben wir nachfolgend für Sie zusammengestellt. Laut Herstellerangaben handelt es sich bei allen Weinen um koschere Weine. Die Reihenfolge der aufgeführten Weine entspricht der Reihenfolge der Verkostung.

  1. Gamla Brut (Schaumwein), Golan Heights Winery. Verwendete Rebsorten: 50 % Pinot Noir und 50 % Chardonnay. Anbaugebiet: Golan-Höhen. Hergestellt nach der Champagner-Methode (Flaschengärung). Alkoholgehalt: 12,5 %.
  • Mount Hermon White 2021 (Cuvée), Golan Heights Winery. Verwendete Rebsorten: Sauvignon Blanc, Viognier und Muscat. Anbaugebiete: Golan-Höhen und Obergaliläa. Ausbau im Stahltank. Alkoholgehalt: 13,5 %.
  • Canaan Red 2019 (Cuvée), Dalton Winery. Verwendete Rebsorten: Syrah, Cabernet-Sauvignon, Merlot, Petit Syrah. Anbaugebiet: Obergaliläa. Alkoholgehalt: 14 %.
  • Yarden Merlot 2019, Golan Heights Winery. Anbaugebiet: Obergaliläa. Ausbau: 18 Monate in französischer Eiche (davon 40 % neue Fässer). Alkoholgehalt: 14,5 %.
  • Shiloh Secret Reserve Cabernet-Sauvignon 2017, Shiloh Winery. Anbaugebiet: Judäisches Bergland. Ausbau: 18 Monate in französischer Eiche. Alkoholgehalt: 15 %.

Der Geschichte des Weinbaus auf dem Gebiet des heutigen Staates Israel geht bis weit in die Antike zurück. Der moderne Weinbau beginnt gegen Ende des 19. Jahrhunderts, wichtigstes Vorbild ist der französische Weinbau. Heute umfasst die Rebfläche in Israel ca. 5.000 Hektar (zum Vergleich: in Frankreich rund 800.000 ha und in Deutschland rund 100.000 ha). Der Anbau roter Rebsorten überwiegt deutlich. Sowohl bei den roten als auch bei den weißen Rebsorten dominieren die traditionell in Frankreich kultivierten Sorten: Merlot, Cabernet-Sauvignon, Syrah und Pinot Noir (rot) sowie Sauvignon Blanc und Chardonnay (weiß).

Die Preise der heute verkosteten Weine liegen im Fachhandel zwischen ca. 12 und 30 Euro pro Flasche. Gerne liefern wir Ihnen weitere Informationen, wenn Sie sich für den Kauf israelischer Weine interessieren.

E-Mail:                                                                                                        


© Susanne Urban

Dr. Susanne Urban, Leiterin der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen; bis Ende 2021 Geschäftsführerin des SchUM-Städte e.V. (UNESCO-Welterbe SchUM in Speyer, Worms und Mainz), 2009 bis 2015 Leiterin Bildung und Forschung in den Arolsen Archives; 2004 bis 2009 Mitarbeiterin Yad Vashem. Zahlreiche Ausstellungen und Veröffentlichungen zu Zeugnissen Überlebender, jüdischer Geschichte, Antisemitismus. International mit Vorträgen vertreten. Wein und Judentum ist ein Thema, das sie während ihrer Arbeit in Rheinland-Pfalz für sich entdeckte.